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Der Franzosenüberfall

Die Auseinandersetzung zwischen Nidwalden und der französischen Besatzungsarmee am 9. September 1798, ist heute noch im Bewusstsein der Bevölkerung von Nidwalden verankert. Nidwalden trug während Jahrzehnten schwer an den Folgen dieses Tages und Ennetmoos war jene Nidwaldner Gemeinde, die am stärksten in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Die Nidwaldner stritten heldenhaft, sodass der französische General Schauenburg nach geschlagener Schlacht vor ihnen den Hut zog. Doch wofür stürzten sich die Nidwaldner in den Kampf? Und warum war Frankreich in die Schweiz einmarschiert?

Napoleon bezog das Territorium der 13 alten Orten der Schweiz in seine Grossmachtpläne ein. Die Eidgenossen, die seit Jahrhunderten mit dem westlichen Nachbarn verbunden waren, schlossen sich gehorchend zu einem zentralistisch organisierten Staat zusammen. Zur Bekräftigung seines Wunsches und zur Unterstützung der neuen Regierung liess Napoleon französische Truppen einmarschieren. In Nidwalden fürchteten aber vor allem die geistlichen Herren um ihren Einfluss und ihre Macht. Die Geistlichen verkündeten an zahlreichen Landsgemeinden im Jahre 1798, dass sich die neue Verfassung gegen Gott und die Religion richte. Deshalb folgte die Mehrheit von Nidwalden den Argumenten der Geistlichkeit, da sie bei einem zentralistisch organisierten Einheitsstaat den Verlust der Selbstbestimmung über das Vaterland befürchteten. In der Überzeugung, Gott, Religion und Vaterland seien in Gefahr, verweigerten die Nidwaldner schliesslich als Einzige den Bürgereid auf die neue Verfassung. Die helvetische Regierung in Aarau drohte mit Sanktionen und als Ende August 1798 die Frist des letzten Ultimatums verstrichen war, kam es am 9. September 1798 zum Überfall. Die Nidwaldner stellten sich dem Kampf in der Meinung, dass die Truppen des Kaisers von Österreich nahe seien und ihnen zur Hilfe kämen. Tatsächlich planten die Österreicher und die Engländer die Unterstützung der aufständischen Nidwaldner, doch die Hilfe war noch weit weg. Somit stürzten sich die Nidwaldner in einen „Heiligen Krieg“, der bei realistischen Einschätzungen im vornherein zum Scheitern verurteilt war. Gerade deshalb wurden die Nidwaldner in ganz Europa als Helden gefeiert.

Kurzfassung eines Berichts von Kaplan Jakob Kaiser (1755 – 1821):

Die Franzosen mit übelgesinnten Schweizern aus dem Waadtland, Zürich- und Luzernergebiet, rund 10'000 Mann rückten gegen die Unterwaldner an. Diese waren mitsamt Hilfstruppen aus Uri und Schwyz kaum 2000 Mann. Die Nidwaldner verteilten sich auf 10 Posten, sie hatten 6 Kanonen in Richtung Luzern und 2 in Richtung Obwalden. So klein diese christliche Armee auch war, war sie doch voller Mut und mit dem Vorhaben belebt zu siegen, oder zu sterben.

Angriff auf St. Jakob, Rohren und den Mueterschwandenberg

Die Schlacht begann bei Anbruch des Tages und dauerte bis fast 3 Uhr nachmittags. Der Hauptangriff geschah von Obwalden her, ausserhalb St. Jakob beim Kernwald. Dort warteten bereits 600 Nidwaldner. Der Feind machte den Anfang, und die Unterwaldner-Scharfschützen erwiderten das Feuer aus ihren Verschanzungen eine Weile sehr lebhaft. Doch da sie ohne Artillerie und ohne Brustwehre da standen, mussten sie einsehen, dass sie ohne grosse Verluste nicht standhalten konnten. Deshalb verliessen sie diese Stellung und stiegen die Bergseiten Richtung Mueterschwandenberg und Rohren/Bieli hinauf, die das Drachenried umschliessen. Unter beständigem Beschuss zogen sie sich auf eine kleine Anhöhe zurück.

Die Schlacht auf der Allweghöhe

Der Feind glaubte, als er in Richtung Allweg zog, dass er das meiste schon besiegt hatte und in weniger als zwei Stunden in Stans einmarschieren könne. Doch bevor er ganz vorgerückt war, hatten die Schützen auf der Anhöhe vom Allweg bereits festen Fuss gefasst und sich in die vorteilhafteste Gegenwehr gestellt. Als die Franzosen dies sahen, zogen sie es vor in einer ziemlichen Entfernung zu bleiben. Nur zwei Kolonnen versuchten es schliesslich, die Anhöhe zu bestürmen; sie wurden aber mit grossem Verlust zurückgetrieben. Sie versuchten es wieder und wurden genauso abgewiesen. Da die Franzosen den verzweifelten Widerstand der tapferen Landesverteidiger sahen, führten sie mehrere Kanonen herbei und donnerten auf die zwei Kanonen auf dem Allweg los. Als aber auch dies nicht half, holten sie eine starke Kolonne, die im Hintergrund stand. Diese griff den linken Flügel an. Dort kämpften die mutigen Schwyzer und Urner und sorgten dafür, dass die Franzosen haufenweise die Anhöhe hinabstürzten. Nach diesem unglücklichen Versuch, wagten sich die Feinde an den rechten Flügel, der sich an den Rotzberg lehnte. Da auch dieser Angriff nicht gelang, entschlossen sie sich, den Rotzberg zu umgehen, um ihm in den Rücken zu fallen. Als sie durch den engen Weg vorrückten, wurden sie von einem Korps Scharfschützen, das dort im Wald versteckt lag, überfallen und so zusammengeschossen, das nur wenige von ihnen entfliehen konnten.

Die Angriffe auf der Seeseite

Als man auf dem Drachenried beidseitig heftig aufeinander feuerte, war die Kanonade von der Seeseite her nicht minder lebhaft. Seit dem Morgen bombardierten die Feinde das Ufer und wollten mit ihren Gruppen das Land erzwingen. Doch die Artillerie am Ufer zerstörte ein Floss und versenkte sieben bis acht Schiffe mitsamt der Besatzung. Bei so gut bestellten Umständen, wer sollte sich einbilden, dass der Sieg nicht auf der Seite der Nidwaldner sein wird? Doch als die Nidwaldner überall so wacker kämpften, kam die Information, dass eine feindliche Kolonne, gegen 2000 Mann stark, das Ächerli erstiegen habe und gegen Stans im Anzug sei.

Ein aussichtsloses Unterfangen

Auch ohne diese weitere Bedrohung, hatten die Feinde den Vorteil errungen, den Unterwaldner in den Rücken zu fallen. Zu Wasser und zu Land konnten sie ihre gefallenen Männer immer noch mit frischen Truppen ersetzen. Die Nidwaldner hingegen hatten schon acht bis neun Stunden rastlos gekämpft, ohne dass sie unterstützt wurden. Die Nidwaldner mussten sehen, dass soweit der Feind vorgedrungen war, alles in Flammen stand. Trotzdem kämpften sie noch mit beispiellosem Mut. Selbst die Frauen griffen zu den Waffen und fochten an der Seite ihrer Männer, ihrer Väter und Brüder. Mehr als 100 der Frauen fielen im Kampf.

Das bittere Ende

Der Feind war nun von den Gebirgen in Stans schon eingedrungen. Anderseits waren sie in Kehrsiten gelandet und hatten gegen 12 Uhr den Bürgenstock bestiegen. Von dort aus bombardierten sie Stansstad. Somit lenkte sich der Sieg vollends zu Gunsten der Franzosen. Die unermüdlichen Nidwaldner, durch vielstündiges, ununterbrochenes hitziges Gefecht ermüdet, wichen endlich. Übermacht und Treulosigkeit siegten. Als die tapferen Kämpfer Unterwaldens das Schlachtfeld verliessen, war dies dicht mit feindlichen Toten belegt. Zwar kann man ihre Zahl nicht genau bestimmen. Doch die Franzosen gestanden selbst, dass ihr Verlust über alle Erwartung gross gewesen sei. Schauenburg bekannte, dass „die Schlacht zu Unterwalden eine der hitzigsten gewesen sei, die er jemals geliefert habe“.

Bilanz des 9. Septembers 1798

An diesem Tag verloren in Nidwalden 464 Menschen das Leben. Darunter 119 Frauen und 26 Kinder. Während die Männer vor allem im Kampf den Tod fanden, kamen viele ältere Menschen, Frauen und Kinder bei der anschliessenden Plünderung und Zerstörung um. Die Verluste der französischen Angreifer waren sehr hoch, doch liess sich eine genaue Zahl nie ermitteln. Die Angaben schwanken zwischen 1200 und mehreren Tausend. Nach Angaben von Franz Joseph Gut der 1862 ein umfassendes, jedoch tendenziöses Werk zu diesem Tag herausgab, starben in Ennetmoos 17 Männer, 13 Jünglinge, 8 Frauen, 12 Jungfrauen und 21 Kinder. In Nidwalden sollen 547 Häuser abgebrannt sein. Ennetmoos verlor mit 62 Häusern und 67 Ställen fast alle Gebäude und damit auch alle Dokumente aus früheren Zeiten. Auch drei Kapellen brannten nieder: St. Jakob, St. Leonhard (erbaut 1616, 1717) und St. Magnus (1672 erbaut). Alle drei wurden Anfangs des 19 Jahrhundert wieder aufgebaut.

Quelle: Jubiläumsbuch zur 600-Jahr-Feier Ennetmoos 1389 - 1989

Autorin: Brigitt Flüeler, Historikerin/Journalistin

Franzosenüberfall
Der Kampf am Allweg. Xylographie von A. Beck um 1870.

Der Drachenkampf

Es gibt verschiedene Varianten der Geschichte des Drachenkampfes. Eine ist von Ägidius Tschudi, Chronicum Helveticum, er schrieb die Sage um 1570 nach Christus.

„In jener Zeit lebte ein grosser Drache oder Wurm im Land Unterwalden. Zwischen dem Kernwald und dem Flecken Stans lag ein Dörfchen, Wil genannt. Über ihm in einem Berg war eine Höhle und altes Mauerwerk, das man noch immer sehen kann. Es schien, als ob in alten Zeiten Heidnischen Wohnungen oder alte Römer vielleicht hier verborgen gewesen sind, denn inwendig ist die Höhle gross.
In diese Höhle legte sich ein Drache, der Mensch und Tier vernichtete, sodass die Leute das Dörfchen Wil verlassen mussten und es öd zurückblieb. Daher bekam dieser Flecken später den Namen Ödwil. Neben dem Dörfchen liegt ein grosses Ried und eine ebene Weide, über welche die Landstrasse von Stans nach Sarnen führt. Niemand konnte sie noch alleine benutzen, oder Vieh weiden lassen, weil sich der Wurm in den Pfützen und an anderen Orten versteckte, und was er erwischte, musste sterben.

Man musste deshalb höher am Berg und durch den Wald einen neuen sicheren Weg bauen, den man heute noch sehen kann. Oft sandten die Unterwaldner bewaffnete Leute und Armbrustschützen gegen den Wurm, um ihn umzubringen. Er war aber so gewehrt und schnell, dass er, wenn er sich einer Übermacht gegenübersah, in seine Höhle oder einen anderen sicheren Ort floh. Am steilen Abhang oder in den Felsen konnte er wie eine Eidechse aufwärts laufen, als ob es eben wäre.

Als nun dieser vierfüssige Wurm gar beschwerlich und schädlich war, erbot sich ein tapferer Landmann, der ein Ritter war und Herr Struth von Winkelried hiess, den Wurm zu töten oder sein Leben zu lassen, falls man ihn wieder in das Land liesse. Denn er hatte einen Totschlag verübt und musste deshalb das Land vermeiden. Also wurde ihm die Rückkehr nicht verwehrt. Er entstammte einem alten Geschlecht und war ein unverzagter Held, weshalb er von Keiser Friedrich wegen seiner ritterlichen Taten bei der Belagerung von Faenza zum Ritter geschlagen worden war.

Er rüstete sich mit einem langen Spiess, umwickelte ihn vorne mit rauen, scharfen Dornen und ging dorthin, wo er den Drachen zu finden glaubte. Sobald der Drache sah, dass er allein war, fuhr er auf ihn los mit offenem Maul. Der Winkelried stiess ihm den Spiess mit aller Kraft in seinen Rachen – und er war ein starker Mann – liess den Spiess im Rachen stecken, zückte schnell sein Schwert und versetzte dem Drachen so viele Wunden, dass er daran starb. Als ihm dies gelungen war, lobte er Gott und hob vor Freude seine Arme gegen den Himmel. Da er das blutige Schwert noch in der Hand hielt, rann Blut des Drachen von seinem Schwert herab auf seinen blossen Leib. Von jedermann betrauert musste der redliche Mann wenige Tage später daran sterben.“

An den legendären Drachenkampf in Ennetmoos erinnern heute noch das Wappen und die Flurnamen Drachenried und Drachenhöhle.

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