Station 3: Die Kriegsjahre in Ennetmoos und Umgebung
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Situationsplan
Auch wenn auf dem Land das Leben in fast normalen Bahnen weiterlief, hatte der Zweite Weltkrieg bei der damaligen Bevölkerung tiefsitzende Erinnerungen hinterlassen. Berichte von damals 10 - 15-jährigen Mädchen veranschaulichen den Lebensalltag in den 1940er- Jahren.
Die Stimmung sei während des Krieges immer etwas bedrückt gewesen, erinnert sich Berta von Büren aus Ennetmoos. “Es war viel Militär hier. Mein Bruder hat nach der Schule manchmal Patronenhülsen gesammelt, welche von Militärübungen auf dem Drachenried liegen geblieben waren.” Zu Essen hatten sie immer genug. «Natürlich hat man kein Essen verschwendet, so wie das heute gemacht wird, aber wir hatten genug zum Leben», erzählt sie. «Wir haben jedes noch so kleine Vorgärtchen mit Gemüse bepflanzt.»
Der Krieg wurde für Berta von Büren sehr real, als sie eines Mittags im Institut hörte, dass Schaffhausen bombardiert wurde. «Wir hatten eine junge Frau unter uns, Hanny, die sofort zu weinen anfing. Sie kam aus Schaffhausen und wusste natürlich nicht, wie es ihrer Familie ging und ob sie noch am Leben waren. Glücklicherweise ist ihrer Familie jedoch nichts passiert.»
Gemäss Hilda Schallberger aus Kerns hat sich im Alltag bis auf die Verdunklung der Fenster am Abend nicht viel geändert. Sie ging normal zur Schule, spielte mit ihren Geschwistern und im Winter ging sie Schlitten fahren. Um ein wenig Taschengeld zu verdienen, sammelten die Kinder Eicheln zum Brauen von Kaffee, Tannzapfen und Maikäfer. “Wenn das Wetter klar war, konnten wir manchmal die Bomben hören, welche über Deutschland abgeworfen worden sind”, erzählt sie.
Sie erinnert sich auch gut an die Rationierung der Lebensmittel und Textilien und den damit verbundenen Tauschhandel. «Alles war rationiert. Für alles musste man Marken haben.» Es gab Mahlzeitencoupons, die man im Restaurant einlöste. Eigene Marken gab es für Brot, Fleisch, Kaffee und Milch. Hilda Schallberger erzählt von einer Familie mit 15 Kindern, die ihre Mahlzeitenmarken nicht benötigten, aber immer zu wenig Brotmarken hatten. Ihr Vater, der eine Bäckerei führte, leitete diese Mahlzeitenmarken weiter an reisende Händler, die Verwendung dafür hatten, da sie sich damit unterwegs in Restaurants verpflegten. Der Preis, den die Vertreter für diese Marken bezahlten, wurde der Familie in der Bäckerei für den Bezug von Brot und Mehl gutgeschrieben.
Links zu weiteren Informationen
Lebensmittelrationierung in der Schweiz (nationalmuseum.ch)
Einführung der Mahlzeitenkarte (e-periodica.ch)
Schweizer Wochenschau vom 18.6.1943: Rationierungsvorschläge / Kartoffeln im Gebirge (Start bei 01:51)
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